Oftmals wird ja argumentiert dass bei der maskulinen Form die weibliche miteinbezogen ist, umgekehrt aber regt es auf. Also kann es nicht ganz unbedeutend sein.
Ich finde es einen spannend Denkansatz und die Reaktion zeigt dass darüber durchaus gesprochen werden muss.
Nein, geht es eben nicht. Im Deutschen ist das generische Maskulinum eine tatsächlich existierende Sache und keine politische Erfindung. Die “Normalform” und das Maskulinum fallen nunmal zufällig zusammen und die weibliche Form wird durch Beugung und Suffix davon lediglich abgeleitet. Mein Vorschlag wäre daher, entweder alles so zu lassen, wie es ist, was ich aber für einen unwünschenswerten Zustand halte, oder die in gewisser Hinsicht herabstufenden Verweiblichungen völlig zu streichen: Dann ist eine Ärztin eben genau wie ihre Kollegen ein Arzt und diese sprechen von diesem Arzt dann auch als Kollegen. Weil diese Vorgehensweise das Problem an der Wurzel packt und niemanden beanchteiligt, sowie gleichzeitig alle inkludiert, können wir das ganze dann auch konsequent in alle Bereiche übertragen: Die Anrede für Frauen können wir von “Frau X” dann auch gerne zu “Herr X” ändern. Denn Herrlichkeit hat eigentlich auch nichts mit Geschlecht, sondern mit sozialer Stellung zu tun. Ich verstehe, warum sich viele extreme Feministen dagegen sträuben - die gesellschaftliche Anpassung würde einfach einige Zeit in Anspruch nehmen und Anfangs wäre für eine sehr kurze Zeit der gefühlte Ausschlussfaktor womöglich wieder etwas höher - aber es ist die meiner Ansicht nach einzig sinnvolle und langfristig, nachhaltige Lösung.
Am Beispiel mit den Ärzten zeigt sich doch schon, warum es nicht sinnvoll ist, die weibliche Form abzuschaffen.
Es macht einen großen Unterschied, ob es ein Patient oder eine Patientin ist, und das mit “Patient - weiblich” oder “Patient - männlich” jedes mal spezifizieren zu müssen, ist dem Sprachgebrauch auch nicht zuträglich.
Warum soll man hier im Alltag, wo es auch mal darauf ankommt, die Information verlieren, wenn es stattdessen im Gesetz, also im Abstrakten, neutral formuliert werden kann?
Außerdem ist “existiert halt so” auch in der Sprache kein gutes Argument. Wir sprechen ja zurecht auch nicht mehr von “N*gern”, auch wenn der Begriff im 18. Jahrhundert vielleicht als neutral galt.
Das ist ein Ausnahmefall. Man kann eine gesellschaftliche Gleichheit auch dann herstellen, wenn man die biologischen Unterschiede nicht verleugnet. In dem Fall ist es doch also Ok, von Patient und Patientin zu sprechen.
Richtig, wir haben eine sprachliche Diskriminierung abgeschafft, weil die gesellschaftliche Diskriminierung nicht mehr erwünscht war. Das ist ein perfektes Beispiel dafür, dass wir es mit weiblichen Formen genauso tun sollten.
Es macht einen Unterschied, ob dein 15 Jähriges Kind bei einem Freund, oder einer Freundin übernachten will, je nach Geschlecht und sexueller Präferenz. Oder ob ein Polizist oder eine Polizistin die Durchsuchung der Person durchführt, je nach Geschlecht der Person. Oder beim Sport, ob es der neue Weltmeister, oder die neue Weltmeisterin ist.
Und das sind jetzt so die Beispiele, die mir in 3 Minuten eingefallen sind. Wenn man jetzt wieder anfängt jede Ausnahme zu spezifizieren und zu ergänzen, haben wir die gleiche Diskussion nur noch weiter im kleinklein verloren, und das Maskulinum bleibt im Sprachgebrauch männlich, weil niemand die Ausnahmen parat hat.
Da ist es doch einfacher, an gebotener Stelle beide Formen aufzuführen.
Ich frag mich wie das in anderen Sprachen funktioniert wie im Englischen oder dem Schwedischen (die genau das vorgeschlagene seit einigen Jahrzehnten machen). Wenn es wirklich relevant ist kann man das Geschlecht spezifizieren, aber das seh ich echt in den wenigsten Fällen. Möchtest du für das Übernachtungsbeispiel nicht auch noch die sexuelle Präferenz abbilden?
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„Denn Herrlichkeit hat eigentlich auch…“ Versuch nochmal deinen bisherigen Tagesablauf durchzugehen. Sind da Stellen an die du dich nicht mehr so gut erinnern kannst? Als Witz geht das ohne Attest, glaub ich, nicht durch.
Versteh ich nicht. Möchtest du einfach nur kritisieren, wie ich “Herrlichkeit” verwende? Denn das, was ich damit eigentlich sagen will, hast du ja sicherlich verstanden und vielleicht auch kurz über den Begriff nachgedacht. Ich sehe da jedenfalls überhaupt kein Problem: die Anrede “Herr” ist Ausdruck und Anerkennung der Herrlichkeit des Gegenübers und zwar selbst heute noch - vielleicht sogar gerade heute wieder, wo man sie nur noch in wirklich respektvoll distanzierten Kontexten benutzt und dadurch die herausragende Stellung des Angesprochenen hervorhebt - ihn verherrlicht. Eine Frau wird dagegen im exakt selben Fall buchstäblich auf ihr Geschlecht reduziert.