Österreich steigt auf das Erfolgsmodell Housing First um. Finnland hat damit die Obdachlosigkeit halbiert
Was lange von Experten der Wohnungslosenhilfe gefordert wurde, wird nun umgesetzt: Über 1.000 obdachlose Menschen sollen bis September 2024 eine eigene Wohnung erhalten. Damit steigt das Sozialministerium auf das Erfolgsmodell Housing First um, mit dem Finnland die Obdachlosigkeit seit 2008 halbiert hat, und nimmt dafür 6,6 Millionen Euro in die Hand.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (Bawo) wird das Projekt “Housing First Österreich – zu Hause ankommen” leiten. Statt in Notquartieren oder Übergangswohneinrichtungen unterzukommen, wird wohnungslosen Menschen direkt eine eigene Wohnung vermittelt. Sie unterschreiben den Mietvertrag und kommen selbst für die Miete auf. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter begleiten und betreuen Betroffene nach Bedarf. Krisen, Fragen zu Finanzen oder zur Bewältigung des Alltags werden in der eigenen Wohnung gelöst. Damit sollen mehr Menschen langfristig aus der Obdach- und Wohnungslosigkeit begleitet werden.
Gemeinnützige Bauvereinigungen stellen für das Projekt im kommenden Jahr 512 leistbare Wohnungen zur Verfügung. Mit den 6,6 Millionen Euro Förderung vom Sozialministerium sollen für Betroffene Finanzierungsbeiträge, Umzugskosten und Kautionen übernommen werden. “Obdach- und wohnungslose Menschen erleben eine der schlimmsten Formen von Armut und Ausgrenzung. So etwas ist in einem Land wie Österreich nicht zu akzeptieren”, sagt Sozialminister Rauch.
Obdachlosigkeit abschaffen
In Österreich wird das Konzept bereits erfolgreich etwa von Vinzidach in der Steiermark und Salzburg sowie von Neunerimmo in Wien betrieben. Das Modell kommt aus den USA und hat sich mit einer niedrigen Rückfallquote bewährt. In Salzburg etwa gab es bei 100 Wohnzuweisungen in neun Jahren nur drei Delogierungen. Das entspricht einer Erfolgsquote von 97 Prozent.
Zudem gilt es als der beste Weg, Obdachlosigkeit langfristig abzuschaffen. Während in den meisten EU-Ländern die Zahl der Wohnungslosen steigt, ist sie in Finnland rückläufig. Seit der Einführung des Konzepts 2008 hat sich die Zahl der betroffenen Personen von 8.260 auf 3.686 im Jahr 2022 mehr als halbiert. Wohnen wird in Finnland als Grundrecht betrachtet, ohne Bedingungen. Bis 2027 soll dort niemand mehr ohne Wohnung sein. Auch in Deutschland soll laut Koalitionsvertrag die Obdachlosigkeit bis 2030 überwunden werden.
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