Die Forschung an künstlichen Embryonen schreitet rasant voran. Ab wann ist ein Zellhaufen ein entwicklungsfähiges Embryo, der zu einem Fötus heranreifen kann? Wissenschaftler versuchen sich an einer Definition.
Ich bin mir sicher, die Debatten werden völlig rational und faktenbasiert ablaufen. Genau wie bei GMOs…
Wenn die Bildung des Nervensystems die Grenze sein sollte, können wir ja die Erforschung kompletter Krankheitssysteme damit aufgeben. Solange niemand intendiert dies auszutesten ist auch nie wirklich vollständig nachweisbar, dass dies auch möglich wäre. Selbst klonierungen mit echten Embryos waren und sind weiterhin in vielen Tierarten extrem unzuverlässig. Wie bei anderen Forschungsfeldern sind solche Debatten zu früh meist fehlgeleitet, da häufig nicht absehbar sein wird was die realistischen Anwendungsszenarios und ethischen Probleme sein werden.
Leider wird sowas international nie durchsetzbar sein.
Nennt mich radikal, aber meiner Ansicht nach ist ein Embrio ein Embrio und damit ein Mensch sobald sich Eizelle und Spermium vereinigen. Peter Singer verzapft zwar einiges an Unsinn, aber da hat er für mich Recht. Entsprechend muss man im Anschluss, um weiterhin für die Möglichkeit einer Abtreibung zu sein, akzeptieren, dass es Umstände gibt, unter denen es moralisch vertretbar ist, einen unschuldigen Menschen zu töten. Das Stichwort hier ist “Zugdilemma”.
Eltern zu sein ist eine monumentale Aufgabe, der nicht jeder Mensch jederzeit gewachsen ist. Ebenso ist eine Schwangerschaft für Frauen im besten Fall eine Strapazen und im schlimmsten Fall tödlich. Das Baby kann bei diesem Dilemma sogar auf beiden Gleisen liegen . Daher ist es für mich vertretbar allen beteiligten Parteien Schmerz (sowohl physisch als auch psychisch) zu ersparen, in dem ein Leben geopfert wird.
Finde ich in der Tat ziemlich radikal. Nur weil etwas das Potenzial hat zu einem Ding zu werden, ist es nicht automatisch dieses Ding. Ein Samen ist keine Blume, er ist ein Samen.
Beim Argument der Abtreibung ist es meiner Meinung nach wichtig das zu schützen was uns als Menschen auszeichnet, nämlich Selbstwahrnehmung und individuelle Erfahrungen. Ein Lebewesen was Selbstwahrnehmung/Bewusstsein hat und ist auf jeden Fall schützenswert. Ist das allerdings nicht gegeben, sehe ich keinen Grund der Frau dir Abtreibung zu verweigern, egal aus welchem Grund.
Ein Lebewesen was Selbstwahrnehmung/Bewusstsein hat
Und genau hier stößt man auf ein Problem. Es gibt viele Situationen, in denen ein (geborener) Mensch diese eben nicht haben kann. Nämlich eben solche, in denen man bewusstlos ist: Koma, Betäubung oder schlicht und ergreifend beim Schlafen.
Ich nehme jetzt einfach mal das gängige Gegenargument vorweg: „Aber diese Zustände sind nur temporär“. Das ist der Zustand des Heranwachsens des Embryos ebenfalls. Daher kann man durch diese Argumentation keinen Unterschied herausarbeiten.
Gekonnt den ersten Teil der Antwort ignoriert, aber geschenkt :)
Es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen den beiden Fällen. Im Fall des Embryos hat sich das Bewusstsein nie entwickelt. Es ist nicht so dass man ihm durch die Abtreibung etwas wegnehmen würde, man verhindert lediglich dass sich ein Bewusstsein entwickelt.
Ganz unabhängig davon, dass das Argument extrem hinkt, weil Komapatienten, Scheintote und auch Ohnmächtige bereits beschrieben haben, dass sie während des jeweiligen Zustands sehr wohl eine limitierte Wahrnehmung ihrer Umgebung hatten. Wenn jemand dauerhaft und unwiederbringlich in diesem Zustand ist entscheiden wir uns ja sehr wohl oft dafür diesen Menschen sterben zu lassen, auch bekannt als Einstellen der lebenserhaltenden Maßnahmen. Wärst du gleichermaßen gegen diese Maßnahme?
Gekonnt den ersten Teil der Antwort ignoriert, aber geschenkt :)
Warum ignoriert? Meine Meinung dazu habe ich doch schon dazu im ersten Beitrag geschrieben. Wenn du es haarklein ausdiskutieren möchtest: Ich denke, dass der Vergleich nicht sinnvoll ist, da ein Samen erst beginnt zu wachsen, nachdem bestimmte Konditionen eingetreten sind. Z. B. Feuchtigkeit, Untergrundbeschaffenheit oder erst nach Überwinterung. Das ist nicht vergleichbar mit einem Embryo. Viel besser vergleichbar ist es mit Eizelle und Samenzelle: Wenn die Bedingung Befruchtung eingetreten ist, beginnt der Wachstumsprozess des Menschen.
Einstellen der lebenserhaltenden Maßnahmen. Wärst du gleichermaßen gegen diese Maßnahme?
Ich bin mir nicht sicher, woher du denkst, dass ich gegen lebenserhaltende Maßnahmen bin. Nur weil ich argumentiere, dass es im Falle einer Abtreibung vertretbar ist, einen unschuldigen Menschen zu töten, bedeutet das nicht, dass ich jeden umbringen möchte, der bewusstlos ist. Das ist ein klassisches Strohmann-Argument.
Der Vergleich ist nicht ganz so trivial, deswegen ist es mir wichtig zu unterscheiden. Du sagst ein Embryo **ist ein Mensch. ** Das ist halt einfach nicht richtig und legt die Grundlage für viele unwissenschaftliche Argumente.
Ich bin mir nicht sicher, woher du denkst, dass ich gegen lebenserhaltende Maßnahmen bin
Da habe ich mich vielleicht schlecht ausgedrückt. Die Frage ist “Bist du dagegen lebenserhaltende Maßnahmen einzustellen, bei Menschen die voraussichtlich nicht mehr das Bewusstsein erlangen werden?”.
Ich frage deshalb weil wir regelmäßig als Gesellschaft akzeptieren diese Leute zu töten. Wenn es also im Falle eines Komapatienten akzeptabel ist ihn zu töten, warum dann nicht bei einem Embryo?
Ich persönlich täte mir schwerer dabei einen Komapatienten sterben zu lassen, als z. B. einen zweiwöchigen Embryo, einfach weil ich nicht mit Sicherheit sagen kann wie die Wahrnehmung des Komapatienten ist. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass sich noch kein Gehirn gebildet hat und somit auch keine Selbstwahrnehmung besteht.
Das ist ein klassisches Strohmann-Argument
Danke, mein Debate-Bro-Lexikon ist ziemlich up to date. Aber vielleicht liest du den Artikel selber noch mal, denn ich habe absolut nirgendwo behauptet du würdest etwas behaupten. Ich habe lediglich einen Vergleich aufgestellt und dich gefragt ob du diesem zustimmen würdest.
Das ist halt einfach nicht richtig und legt die Grundlage für viele unwissenschaftliche Argumente.
Und woran machst du das fast? Im Artikel selbst steht ja, dass die wissenschaftliche Definition nicht gerade präzise ist. Nach wie vor, es macht für mich einfach keinen Sinn eine Unterscheidung zu treffen.
Wenn es also im Falle eines Komapatienten akzeptabel ist ihn zu töten, warum dann nicht bei einem Embryo?
Also so weit ich unsere Diskussion bisher verstanden habe, sind wir beide der Ansicht, dass beides akzeptabel ist. Nur unsere Herleitung ist verschieden.
Ich persönlich täte mir schwerer dabei einen Komapatienten sterben zu lassen, als z. B. einen zweiwöchigen Embryo, einfach weil ich nicht mit Sicherheit sagen kann wie die Wahrnehmung des Komapatienten ist.
Da stimme ich dir voll und ganz zu. Die Entscheidung ist definitiv aus den von dir genannten Gründen schwerwiegender. Daher unterstütze ich auch die aktive Sterbehilfe, sodass in einem solchen Fall der Tod nicht durch Verhungern, Ersticken oder was auch immer passive eintreten müsste, sondern durch Sedative der Prozess human gestaltet werden kann.
Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass sich noch kein Gehirn gebildet hat und somit auch keine Selbstwahrnehmung besteht.
Wenn wir damit anfangen, Embryonen nicht als Menschen zu definieren, da sie ja bislang nicht voll ausgebildet sind, können wir damit weitermachen, Personen unter 25 Jahren diesen Status zu entziehen, da durchschnittlich bis dahin noch diverse Wachstumsprozesse im Gehirn stattfinden. Auch kann man das als Dammbruch-Argument sehen: Wie würde man mit Personen mit genetischen Defekten umgehen, wenn ein voll ausgebildeter Körper als Kriterium dient?
Ich habe lediglich einen Vergleich aufgestellt und dich gefragt ob du diesem zustimmen würdest.
Bei dem für mich stark eine Unterstellung mitgeschwungen hat. Da du ja die Sache noch mal präzisiert hast, verstehe ich deine Frage jetzt auch besser.
Also so weit ich unsere Diskussion bisher verstanden habe, sind wir beide der Ansicht, dass beides akzeptabel ist. Nur unsere Herleitung ist verschieden.
Naja und anscheinend das Limit wo es okay ist einen “unschuldigen Menschen” umzubringen, wenn ich dich recht verstehe. Du siehst einen Embryo als fertigen Menschen an bzw. sprichst ihm die gleichen Rechte zu wie einem ausgewachsenen Menschen, richtig? Das würde zum Beispiel aus meiner Sicht eine Abtreibung die kein medizinischer Notfall ist absolut unmoralisch machen. Ich persönlich habe absolut kein Problem damit einen Embryo im ersten Monat abzutreiben, egal aus welchem Grund.
Wenn wir damit anfangen, Embryonen nicht als Menschen zu definieren, da sie ja bislang nicht voll ausgebildet sind, können wir damit weitermachen, Personen unter 25 Jahren diesen Status zu entziehen, da durchschnittlich bis dahin noch diverse Wachstumsprozesse im Gehirn stattfinden.
Nein können wir nicht. Mein Anspruch ist nicht, dass erst ein völlig entwickelter Mensch ein Recht auf Leben erhält, sondern ein Lebewesen welches “conscious” ist, also sich seiner selbst bewusst ist und in der Lage eine individuelle Wahrnehmung zu haben. Ich müsste jetzt noch mal die genaue Studie aussuchen, aber der generelle Konsens ist, dass dies irgendwo zwischen der 20. und 24. Woche der Fall ist. Um sicher zu gehen würde ich also sagen bei Abtreibungen die keine medizinischen Notfälle sind ist es absolut okay bis zur 20. Woche abzutreiben.