Weil unsere Gesellschaft immer älter wird, gibt es auch immer mehr Demenzkranke. Die sehen die Welt etwas anders - und laufen auch gerne mal weg. Das Fritz-Rupprecht-Heim in Fürth hat eine eigene Methode entwickelt, um die Bewohner davon abzuhalten.
Mag an der ungenügenden Wiedergabe der Kritik liegen, aber so scheint die mir sehr unkonstruktiv zu sein. Was ist denn die Alternative? Die Leute einfach laufen zu lassen? Wenn die dann irgendwo rumlatschen und sich nicht mehr zurecht finden, wird es denen wohl auch nicht besser gehen.
Als Fallback finde ich die Haltestelle auch gut. ich habe mal eine Doku über so ein “Dorf” mit Demenzkranken gesehen, welches halt so aufgebaut war, dass das halt wie ein kleines Dorf ist, welches aber auch abgetrennt ist und so konstruiert, dass sämtliche Wege Rundwanderwege sind. Das ist halt dann ganz gut, wenn die normalen Wege gar nicht erst raus führen.
Steht eventuell in der erwähnten Broschüre, die auch im Wikipedia Artikel verlinkt ist. Ich hab aber auch kein Interesse nachzuschauen was sich dort gewünscht wird, weil ich die Bushaltestelle auch ganz praktisch finde, besonders wenn es nicht genug Pflegepersonal für mitfühlendere Lösungen gibt.
Kommentar zum Thema Bushaltestellen für Demenzkranke
Eine geradezu Mode gewordene Form des inhaltlichen Eingehens auf Wahnvorstellungen ist die Errichtung von Bushaltestellen in Wohnbereichen und Gärten für Menschen mit Demenz. Damit werden Bushaltestellen an Orten
eingerichtet, an denen in der Vergangenheit noch nie ein Bus gehalten hat und wo auch in Zukunft nie einer halten wird – die Haltestelle als Endstation.
Für Bushalteschilder in einem Hausflur eines Pflegeheimes oder am Wegesrand in einem Garten wird ins Feld geführt, dass der betroffene Mensch an dieser für ihn vertrauten Umgebung verharrt und vielleicht sogar zur Ruhe kommt. Es stellt sich die Frage, warum der mobile Mensch mit Demenz, der im Garten und
Wohnbereich seinem Bewegungsdrang nachgehen möchte, ausgerechnet an
einer Bushaltestelle zur Ruhe kommen soll. Wer auf den Bus wartet will auch busfahren. Das gilt auch für demente Menschen, bei denen mit dem Halteschild ein Wiedererkennungseffekt ausgelöst wird, denn sonst würde er sich
dort auch nicht niederlassen.
Menschen, die nirgendwo hinwollen sitzen nicht
an Bushaltestellen, nicht im gesunden und auch nicht im demenziell veränderten Leben. Wenn der Bus nicht kommt, werden Fragen laut wie „wann kommt der Bus endlich“. Der Kranke wird eher nervös als ruhig. Daran ändert auch die
vertröstende Antwort nichts „der Bus fällt heute aus“.
Der Mensch mit Demenz wird in seiner Krankheit nicht ernst genommen. Der Pflegende steigt ein, in das psychotische Erleben seines Patienten, nimmt teil an seinem Wahnerleben, festigt ihn darin. Ein derartiges Vorgehen entspricht nicht
dem in Pflege und Therapie üblichen Echtheits- und Wahrhaftigkeitsanspruch
von Carl Rogers. Und das in mehrfacher Hinsicht. Bei den auf den Bus wartenden Demenzkranken wird deren krankheitsveränderte Wirklichkeitswahrnehmung für andere Zwecke funktionalisiert: wäre es nicht wahrhaftiger zu sagen:
gut, in der Zeit, in der unser Demenzkranker an der Bushaltestelle sitzt und wartet, hat er für uns Profis keinen Betreuungsbedarf; er ist aufgeräumt und wir können uns anderen Personen und Dingen zuwenden. Nur das hört man
nicht. Stattdessen wird argumentiert, es sei besser, die Menschen mit Demenz an der Bushaltestelle warten zu lassen, als diese Menschen medikamentös ruhig zu stellen. Man staunt über die therapeutischen Alternativen, die hier eröffnet
werden. Ruhe als Therapieziel: Ruhig müssen sie offenbar sein, die Demenzkranken. Warum und für wen eigentlich? Damit es ihnen besser geht oder dem Personal? Geparkt auf der Bank bei der Bushaltestelle, kann sich das Personal offenbar anderem zuwenden als dem wartenden Bewohner. Was erleben Pflegende eigentlich positiv, wenn sie von den positiven Effekten dieser Bushaltestellenattrappen berichten? Ist es das Erleben des Demenzkranken oder das eigene, das auf dessen Erlebniswelt projiziert wird?
Warten ist keine Beschäftigung. Und auch keine Therapie. Es sei denn, man bezahlt dafür Eintrittsgeld im Theater, und findet es intellektuell anregend, anderen dabei zuzusehen wie sie auf Godot warten. Jemanden vorsätzlich warten zu lassen ist deshalb eine Unverschämtheit, weil es das Mittel ist, einen Zweck, ein Ziel zu erreichen. Warten ist nie Zweck. Auch nicht in der Demenz, weil der Patient dort keinen Zweck mehr benennen kann (vgl. Niepel, A. 2009).
Das von Sachweh (Sachweh, S. 2008) als letzten Ausweg relativierte Konzept der „Notlüge“ oder „therapeutischen Lüge“ wird von Lind mit der Argumentation kritisiert, im mittelschweren Stadium der Demenz vom Alzheimer-Typ gäbe es für die Betroffenen keinen Realbezug in der Unterscheidung von Wahrheit
und Lüge mehr, denn die hierfür erforderlichen Hirnareale (Stirnhirnbereich der
Neokortex) seien bereits abgebaut, so dass in „diesem Stadium gar nicht mehr„gelogen“ werden“ könne, sondern situationsspezifisch beruhigt und abgelenkt (Lind, S. 2008). Das sehen Demenzkranke offenbar nicht so, wenn man sie nur fragt, wie ein Gespräch mit dem 58 jährigen Demenzkranken Richard
Taylor zeigt: “Menschen belügen Menschen mit einer Demenz die ganze Zeit, sie erzählen ihnen kleine Unwahrheiten. Sie nennen sie Halbwahrheiten oder
Notlügen, aber es bleiben Lügen,… die ausgesprochen werden, um das Verhalten von Menschen mit einer Demenz zu manipulieren. Jede Person mit einer Demenz weiß, dass sie von Menschen angelogen wird.“(Interview mit Richard
Taylor: Ich spüre, wenn man mich anlügt. In: pflegen: Demenz.11/2009 S. 15)
Es besteht die Gefahr, dass durch systematisches Täuschen und Lügen die Grundlage der Beziehung zum Menschen mit Demenz zerstört wird (Müller-Hergl, Ch. 2009; NICE-Leitlinie 42 in Kapitel 7)
Mal der betreffende Teil aus der Wikipedia Quelle (Norbert Lübke, Sybille Ziegert, Hans Gerber, Bernhard Fleer, Ernst Eben, Uwe Brucker, Jürgen Brüggemann: Grundsatzstellungnahme Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen, Herausgegeben vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS), Essen, 2009, S. 81–82. 82)
Das sind halt glaube ich zwei Dinge. Die Kritik kritisiert die Bushaltestelle, sofern sie im üblichen Aufhentaltsbereich der Bewohner ist. Der im Artikel beschriebene Zweck würde für mich eher eine Platzierung am Ausgang vom Gelände implizieren, sodass Leute, die sich vom Acker machen wollen eher da warten und wieder aufgelesen werden können.
Ja genau und wir hier in den Kommentaren, die wahrscheinlich hauptsächlich nichtmal den ganzen Artikel gelesen haben werden natürlich jede einzelne Perspektive beachten wenn wir Kommentare schreiben, weshalb es super konstruktiv ist die Kritiker*innen zuerst als fachfremd zu bezeichnen und ihnen dann zu unterstellen, dass sie etwas vergessen haben, ohne auch nur einmal die tatsächliche Broschüre angeschaut zu haben /s
Mir gings hauptsächlich darum den Unterstellungen was entgegenzusetzen. Das Menschen, auch sogenannte Expert*innen, Fehler machen ist auch ein Punkt den ich so stehen lassen würde, wenn er mit guten Willen vorgetragen wird.
Ich habe große Zweifel das sie sowas vergessen. Finde das irgendwie lächerlich, dass du denen so viel unterstellst hier.
Mag an der ungenügenden Wiedergabe der Kritik liegen, aber so scheint die mir sehr unkonstruktiv zu sein. Was ist denn die Alternative? Die Leute einfach laufen zu lassen? Wenn die dann irgendwo rumlatschen und sich nicht mehr zurecht finden, wird es denen wohl auch nicht besser gehen.
Als Fallback finde ich die Haltestelle auch gut. ich habe mal eine Doku über so ein “Dorf” mit Demenzkranken gesehen, welches halt so aufgebaut war, dass das halt wie ein kleines Dorf ist, welches aber auch abgetrennt ist und so konstruiert, dass sämtliche Wege Rundwanderwege sind. Das ist halt dann ganz gut, wenn die normalen Wege gar nicht erst raus führen.
Steht eventuell in der erwähnten Broschüre, die auch im Wikipedia Artikel verlinkt ist. Ich hab aber auch kein Interesse nachzuschauen was sich dort gewünscht wird, weil ich die Bushaltestelle auch ganz praktisch finde, besonders wenn es nicht genug Pflegepersonal für mitfühlendere Lösungen gibt.
Mal der betreffende Teil aus der Wikipedia Quelle (Norbert Lübke, Sybille Ziegert, Hans Gerber, Bernhard Fleer, Ernst Eben, Uwe Brucker, Jürgen Brüggemann: Grundsatzstellungnahme Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz in stationären Einrichtungen, Herausgegeben vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS), Essen, 2009, S. 81–82. 82)
Das sind halt glaube ich zwei Dinge. Die Kritik kritisiert die Bushaltestelle, sofern sie im üblichen Aufhentaltsbereich der Bewohner ist. Der im Artikel beschriebene Zweck würde für mich eher eine Platzierung am Ausgang vom Gelände implizieren, sodass Leute, die sich vom Acker machen wollen eher da warten und wieder aufgelesen werden können.
Soetwas passiert halt mal, das hat nichts mit Unterstellung zu tun. Pflegepersonal ist auch nur menschlich.
Referenz: Meine Schwester ist im Pflegedienst und kann davon häufig berichten.
Ja genau und wir hier in den Kommentaren, die wahrscheinlich hauptsächlich nichtmal den ganzen Artikel gelesen haben werden natürlich jede einzelne Perspektive beachten wenn wir Kommentare schreiben, weshalb es super konstruktiv ist die Kritiker*innen zuerst als fachfremd zu bezeichnen und ihnen dann zu unterstellen, dass sie etwas vergessen haben, ohne auch nur einmal die tatsächliche Broschüre angeschaut zu haben /s
Hierauf hatte ich mich bezogen, worauf du dich dann nicht bezogen hattest obwohl das mit eine der hauptaussagen des Kommentars gewesen war.
Mir gings hauptsächlich darum den Unterstellungen was entgegenzusetzen. Das Menschen, auch sogenannte Expert*innen, Fehler machen ist auch ein Punkt den ich so stehen lassen würde, wenn er mit guten Willen vorgetragen wird.
Oki, dann sind wir ja auf der selben Seite :)
So viel, aha. Viel Spaß beim Lächeln.