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  • Rein logisch gesehen hast du Recht. Ich habe auf die Fussnoten mit den Ausschlusskriterien verzichtet.

    Bestärkt mich eher in den Zweifeln bezüglich dieses Modells als dass es mich davon überzeugt…

    Die Einwohner eines Landes und ihr Wissen sind allerdings auch eine Resource.

    Dann ist jeder Staat ressourcenreich und nach deiner blanken Logik nicht unabhängig. Das scheint mir unplausibel.

    Und wenn du magst sind China, Russland und USA keine Akteure, weil die Einwohner nicht die Politik bestimmen sondern die Eliten.

    Ist das nicht auch genau das, was man uns hier “im Westen” immer vorwirft?

    Was wäre für dich die Konsequenz, wenn ein Artikel zeigen würde, dass Modi von den USA aufgebaut wurde?

    Da würde es weniger darum gehen, ob es einen Artikel geben würde, der das aufzeigt, denn es wird sich im Netz quasi jede zusammenfabulierte Meinung irgendwo ausformuliert finden, sondern inwiefern dieser Artikel auf handfesten Dingen basieren würde. Wenn ein Artikel schreibt, dass Russland im Februar 2022 völkerrechtswidrig einen Angriffskrieg gestartet hat, dann ist das mehr als eine aufgeschriebene Meinung, denn der Angriff ist sehr gut dokumentiert und wir alle haben ihn mitgekriegt.


  • Mir und meinen Kindern wird es immer besser gehen

    Das, beziehungsweise das “ZUSÄTZLICH muss die Wohlstandsentwicklung nach oben zeigen” ist glaube ich auch ein sehr extrem schwierig umzusetzendes Versprechen. Wir kommen aus einer langen Epoche, wo wir in Europa quasi der Nabel der Welt waren. Nicht nur durch Globalisierung, sondern auch durch die Dynamiken, wo und wie technologische Innovation Wachstumsimpulse setzt, sind wir nicht länger das wirtschaftliche Epizentrum der Welt, sondern nach Amerika und Asien nun eben insbesondere China. Unsere Zeiten als Exportweltmeister sind vorbei und denke nicht, dass sie jemals wiederkommen. Unseren Unternehmen geht es verhältnismäßig gut, was aber nicht zuletzt daran liegt, dass ihre Fertigung eben nicht mehr hier, sondern (auch) nach Osteuropa oder gleich Asien abgewandert ist. Übertrieben gesagt: während du früher einen regional verwurzelten Produzenten hattest, in dem ein Typ vom Dorf nebenan sein gesamtes Arbeitsleben verbringen konnte, hast du heute Aktiengesellschaften im internationalen Streubesitz, die ihre Fertigung global da hinstellen, wo es Abnehmer und günstige Arbeitskräfte gibt. Regional von hier ist da allenfalls die ladungsfähige Anschrift der Konzernzentrale.

    Und wenn du dir da dann die entsprechende Wirtschaftspolitik der schwarzen Regierung ansiehst, die in diesen Zeiten eigentlich dafür sorgen müsste, dass Deutschland die momentane Kraft nutzt, um in Zukunft nicht (noch mehr) den Anschluss zu verlieren, stattdessen aber zusammen mit der Wirtschaft primär ein sklerotisches Festhalten am Status quo zementiert, dann glaube ich nicht, dass wir dieses Versprechen wirksam halten können werden.



  • Wenn das verfestigtes Verlangen wäre, hätte die NPD oder Republikaner oder sonst wer ja schon in den 90ern beinahe 40% und mehr einfahren müssen.

    NPD und Republikaner hatten immer dieses Schmuddel-Schlägerglatzen-Image, was den “Erfolg” auf bestimmte gesellschaftliche Schichten beschränkt hat. Die AfD hat es hinbekommen, ekelhaft genug für diese Typen, aber gleichzeitig “sauber” genug zu sein, um auch bis ins bürgerliche Lager wirken zu können. Dazu ist sie in der - für sie komfortablen, für uns gefährlichen - Position, dass auch der Wähler der Meinung ist, dass “ihre” Themen momentan die wichtigsten sind, was bei NPD und Republikanern nie der Fall war.

    Ich vermute, dass es den meisten Menschen eigentlich grundlegend egal ist, wer um sie rum wohnt und Dinge tut. Solange es den Leuten gut geht UND es so aussieht, als würde es immer besser, ist alles andere herzlich egal.

    Da stimme ich dir allerdings voll zu, das sehe ich genau so. Das Paradoxe hier ist halt die Definition von “gut geht”. Uns geht es ja eigentlich sogar ziemlich gut und weite Teile der Weltbevölkerung würden herzlich gern mit uns tauschen. Und selbst im europäischen Vergleich geht es uns gut. Dennoch spürt man, dass es irgendwie hakt, dass Leistungen sich verschlechtern, dass gleichzeitig Abgaben steigen, dass irgendwie der Wurm drin ist. Für diese Leute ist die Lösung, dass wir uns wieder in die 50er träumen, als könnte man einfach so die Uhr zurückdrehen. Wir beide wissen, dass das nicht geht. Aber den Typen muss man das irgendwie klarmachen.




  • Dann macht man Politik, die den AfD Wählern tatsächlich hilft. Die Wut der Menschen auf das “Establishment” ist ja sehr berechtigt und die AfD schafft es halt, diese Wut auf Minderheiten und ausländische Minderheiten zu lenken.

    Volle Zustimmung!

    Die “Etablierten” könnten den Spuk der AfD ja relativ schnell beenden, wenn sie halt Wirtschaftspolitik aus den 50ern auspacken würden, statt Gesellschaftspolitik aus den 50ern.

    Meinst du nicht, dass diese Wähler nicht auch explizit die Gesellschaftspolitik der 50er haben wollen? “Damals”, als alles noch vermeintlich so viel einfacher war… Wie in einem anderen Kommentar schon mal gesagt, sind die AfD-Wähler ja nicht nur die wirtschaftlich abgehängten, die man mit einem robusten Sozialstaat wieder auf den Boden unserer Verfassung zurückbringt und die eigentlich wirtschaftlich links denken. Sondern es sind doch auch diejenigen, die auch wirtschaftlich rechts denken und die, wie ein Musk, Milei oder Trump, einen “schlanken” Staat wollen, der “endlich aufhört, ihr sauer verdientes Geld zu verschleudern”. Die kriegst du damit halt nicht, denke ich (und ich glaube, das wäre auch genau einer der Punkte, an der die AfD im Falle einer Regierung zerreißen würde, denn eine libertäre Wessi-Finanz-Weidel passt halt mit einem “Sozialstaat für (Ost-)Deutsche”-Kümmerer-Chrupalla eigentlich null zusammen und klappt bisher nur, weil das gemeinsame Ziel “Establishment zerstören” dominiert).

    Ich hatte jetzt mehrfach das zweifelhafte Vergnügen, beruflich AfD-Anhänger kennenzulernen. Arm war keiner von denen, aber sie alle hatten diese Sehnsucht nach simplen Antworten in einer Welt, die komplexer und anstrengender wird. Die wollen sich dem nicht stellen, die wollen keine Antworten finden, die wollen einfach “zurück” und mit dem Kopf in den Sand. Ich glaube, die kapieren es halt erst, wenn sie selber sehen, dass ihnen gequirlte Scheiße vorgemacht wurde.


  • Die USA haben so viel beeinflusst, dass ich von US Beeinflussung ausgehe, wenn nicht jemand anderes explizit erwähnt wird.

    Eine Herangehensweise, die Tür und Tor für Manipulation öffnet, wenn du bei allem grundsätzlich erst einmal davon ausgehst, dass dieser eine Schuld ist, bis das Gegenteil bewiesen ist.

    Vor Gericht kein Argument, aber wenn du wissen willst, warum ich denke, dass Russland bei freien Medien keine Chance hat, dann ist das der Grund.

    …und auf dieser recht fragwürdigen Konstruktion, die aus ziemlich gutem Grund nicht die Grundlage des Rechts von Staaten wie unserem ist, baust du diese Schlussfolgerung. Vielleicht verstehst du, wenn ich Probleme habe, die als überzeugend zu sehen.

    Russland wird zumindest bei der Medienkontrolle beraten haben. Wieder das Verfügungsthema, ich glaube, die Mehrheit wählt, was die Medien ihr sagen.

    Welche Staaten sind denn deiner Meinung nach unabhängig in ihrem Tun?


  • Die Sanktionen gegen Brasilien, um das Gerichtsverfahren gegen Bolsonaro zu beenden, ist doch schon eine deutliche Einmischung.

    Von Trump und brandneu. Das war nicht ‘der Westen’, und wir, als definitiv Teil des Westens werden ja ebenso mit Drohungen von ihm überzogen. Was ist mit der Zeit davor?

    Indien ist halt eine Arbeitshypothese. Ich habe es nicht recherchiert, es würde mich aber sehr überraschen, wenn es keine Einmischung durch den Westen gab.

    Also Spekulation.

    Ist das nicht die vorherrschende Meinung?

    Ist es auch deine Meinung? Orban ist nicht gewählt, weil sein Volk ‘den Westen’ blöd findet, sondern wurde durch Russland installiert?


  • Ich weiß… nur, realistisch gesprochen, was schlägst du alternativ vor? Ich habe wohl genauso wenig Bock auf eine AfD-Regierung egal wo wie du.

    Nur wie wollen wir damit umgehen, wenn diese Partei dort nicht mehr nur kleine Zufallserfolge mit einem harten Kern einfährt, sondern sich offenbar grundsätzlich und in der Breite festgesetzt hat und sogar stärkste Kraft ist?

    Selbst wenn wir es doch noch irgendwie geschissen kriegen, dass die Partei verboten wird (woran ich nicht glaube, weil wir blöd genug waren, das Starten des Prozesses in die Hände von Politikern zu legen), bleiben ja trotzdem die Wähler und ihre Einstellungen. Die können wir nicht verbieten und sie bleiben als antidemokratischer, extremistischer Mühlstein um den Hals Ostdeutschlands. Wie soll man die zurückholen? Die Union probiert es mit der Imitation des Sounds der AfD -> funktioniert nicht. Die Linke am anderen Ende probiert es mit dem klaren Gegenentwurf zu deren Politik -> funktioniert auch nicht. Die wollen das offenbar wirklich.

    Meinetwegen wähle es runter, aber ich weiß tatsächlich nicht, wie man den Konflikt zwischen ‘große Menge Leute hat von der Einstellung her das Fundament unseres Staates verlassen’ und ‘in unserer Demokratie entscheiden Mehrheiten’ auflösen kann.


  • Ok: also ohne konkrete Anhaltspunkte, sondern rein aus dem Bauch heraus gehst du davon aus, dass in Indien mit Modi eine vom Westen installierte Regierung herrscht. Als Grund dafür siehst du die kritische Haltung Indien gegenüber Chinas, weil sie ‘dem Westen’ nützt, obwohl der indisch-chinesische Konflikt seit beinahe 70 Jahren und damit nahezu seit Beginn der Volksrepublik und Indien existiert. Was soll ich dazu noch sagen? Nach der gleichen Logik muss ich davon ausgehen, dass in Russland eine von China installierte Macht herrscht, weil der Krieg in der Ukraine für China einen unschätzbaren Nutzen hat. Ist Orban ein von Russland installierter Herrscher, weil er den Westen schwächt?

    Was ist denn mit Südafrika oder Brasilien? Sind das auch vom Westen installierte Regime oder sind es da andere Gründe, warum das kein Vorbild für Russland sein kann?





  • Im ersten und wichtigsten Schritt, indem Parteien, die den Anspruch haben demokratisch zu sein, nicht die Debatten und Positionen der AfD übernehmen.

    Ich verstehe schon das Argument und bei einer 5-10%-Partei kann ich mir schon vorstellen, dass man ihnen damit den Saft abdreht. Wir reden hier aber von Regionen in Deutschland, wo die Mehrheit der Wähler hinter denen steht und in einer Situation, wo viele Wähler klassisch von der AfD bearbeitete Themen für relevant halten (sic! nur zur Klarstellung: ich sage nicht, dass sie es nüchtern betrachtet auch sind, aber das macht an der Wahlurne leider letztlich erst mal keinen Unterschied). Die haben in diesen Regionen längst ihre eigene Echokammer.

    Wo ich vollkommen bei dir bin, ist dass man nicht den Populismus der AfD kopieren darf. Du siehst aber auch bei anderen Parteien, dass die Versuchung schon extrem stark ist, weil es so schön polarisiert und Aufmerksamkeit generiert. Jemand, der nüchtern und faktenbasiert Probleme erörtert und Lösungen präsentiert, hat es in der heutigen Zeit extrem schwer in der Politik durchzudringen. Schau dir bspw. einen Habeck an.

    Dann muss man verstehen, wie der Abbau der Sozialsysteme, Lohnstagnation bei Kostensteigerungen usw. den wirtschaftlichen Nährboden für die AfD schaffen und darauf reagieren, indem man entsprechende Politik mit ordentlicher Umverteilung fordert.

    Das ist ein interessanter Punkt, denn wer sind denn eigentlich die AfD-Anhänger im Osten (bzw. ganz Deutschland)? Das sind ja nicht nur die sozial schwachen, denen der Staat durch Kürzung über Kürzung die finanzielle Pistole auf die Brust setzt, sondern eben auch diejenigen, denen es eigentlich ganz gut geht und die eher im Sinne eines Trumps davon träumen, weniger Steuern an “diesen verfluchten Staat” zahlen zu müssen. Eine Weidel ist ja auch kein klassisches Aushängeschild für einen starken Staat, trotzdem verfängt sie.

    Wir stehen aber gleichzeitig momentan vor dem Problem, dass uns als Staat einerseits die Kosten davonlaufen (Tendenz steigend, wenn erst mal die ganzen Boomer alt werden) und folglich die Belastungen für den Bürger immer weiter steigen müssen, bei immer weniger Leistungen. Wie das Problem grundsätzlich gelöst werden soll, weiß ich nicht, es sind natürlich auch genau solche Fliehkräfte, die den Rattenfängern in die Hände spielen und wohl besonders bei denjenigen verfängt, die große Brüche in der Biographie schon erlebt haben. Ich habe da mittlerweile echt wenig Hoffnung, wie wir diese Leute jemals wieder vom Kopf und Einstellung her wieder in unseren Staat reintegrieren können.


  • Welches nichtwestliche Land ist eine eigenständige, wohlhabende Demokratie?

    Da sich der Block “Westen” nicht zuletzt darüber definiert, im Gegensatz zum Rest mehr oder minder liberale Demokratien zu sein, kann es der harten Definition nach eigentlich keine Demokratien geben, die nicht auch Teil des Westens sind. Wenn wir aber aus russischer Sicht danach schauen, welche anderen Länder demokratischer sind, dann kann es beispielsweise noch eine Menge von Ländern wie Indien, Brasilien oder Südafrika lernen. Diese Länder sind (außen-)politisch jedenfalls eigenständig genug und räumen ihren Bevölkerungen dennoch mehr Bürger- und Menschenrechte ein als Russland. Ich sehe kein Hindernis, warum das in Russland nicht auch so sein könnte. Im Übrigen scheinen sich zumindest diese Länder trotz größerer Freiheiten in Medien und Wirtschaft gegen den Westen behaupten zu können. Es ist ja dazu auch nicht so, Stichwort Multipolarität, dass dieser Westen ein einheitlicher, uniformer Block ist, sondern nicht erst seit Trump laufen viele verschiedene Trennlinien durch diesen Block und verschiedenste Akteure verfolgen unabhängig voneinander verschiedenste Absichten.



  • Weil das die russische Einschätzung ist. Putin selber hat gesagt, dass Russland keine Chance gegen westliche Propaganda hat.

    Klar sagt Putin das! Putin sagt ja u.A. auch, dass die Ukraine kein eigener Staat ist und er gar keinen Krieg führt. Er sagt lauter Dinge, die sein eigenes Handeln und sein System Putin rechtfertigen sollen, das macht sie aber noch lange nicht zur Wahrheit. Ganz im Gegenteil ist da sogar äußerste Skepsis angebracht. Die Frage ist, was du glaubst. Kann Russland es wirklich nicht besser, als durchgehend von einem machthungrigen Autokraten regiert und ausgebeutet zu werden, egal ob der sich nun gerade “Zar”, “Stalin” oder “Putin” schimpft?