Konkret sehe das laut Sahin im Fall einer Pizza Margherita so aus: Im Einkauf koste sie den Kölner Unternehmer derzeit 5,80 Euro, verkaufen müsste er sie daher eigentlich für mindestens 18 bis 19 Euro. “Das kauft doch dann gar keiner mehr”, so Sahin. Im Ossendorfbad kostet die große Margherita derzeit 12,90 Euro. Wenn die Preise der Pizza-Lieferanten weiter steigen, müsse er die Pizzen wohl bald aus dem Sortiment seiner vier Kioske nehmen, meint der Gastronom.
Klar, der Lohn ist schuld. Wie soll man denn heute noch Gewinn machen, wenn man die Angestellten (halbwegs) fair bezahlen muss statt sie wie früher einfach komplett auszubeuten?
Dann kauf halt billigere Pizza? 5,80€ klingt für mich, als würde da jemand über den Tisch gezogen, wenn die teuerste Pizza, die ich im Supermarkt finde (ne 460g schwere Gustavo Gusto) 4,69€ kostet. Oder kauf dir Pizzateig und beleg ihn selber, dauert zwanzig Sekunden.
Den Punkt verstehe ich auch nicht. Sollte die nicht im Großhandel viel günstiger sein? Und Pommes ebenfalls?
Gegenfrage: Warum sollte die im Großhandel viel günstiger sein? Im Lebensmittelhandel sind die Margen nicht besonders groß und mit 4 Kiosken bist du auch klein genug, um nicht die besseren Konditionen zu bekommen. Und wenn dir die dann ein TK-LKW liefert, wird es auch nochmal teurer
Fair. Ich habe noch in Erinnerung, wie wir in der Metro deutlich günstiger Großpackungen einkaufen konnnten. Aber ich kenne nicht die Umstände und denen der Kiosk einkaufen muss.
Ne, Großhandel ist nicht billiger. Als ich noch in Supermärkten gearbeitet habe, gabs ein paar in der Nähe von Kiosken. Die haben gerne mal bei bestimmten Sonderangeboten mehrere Rollis und Paletten bei der Marktleitung bestellt.
Eis am Stiel ist im Großmarkt sogar teurer. Und Mars und andere Süßigkeiten.
Der Grund: Ein Kiosk verkauft die einzeln. Und dann müssen auf dem Einzelstück, nicht der Großpackung, die Inhaltsstoff etc angegeben sein.
Die können deshalb oft keine Konsumerprodukte verkaufen. Und da schlagen die Produzenten gerne etwas drauf.
Ich kenne mich jetzt mit Schwimmbadimbissen und deren Unabhängigkeit nicht aus, weiß aber, dass Kioske und Zeitschriftenläden an Bahnhöfen in Deutschland so gut wie nie wirklich unabhängig sind.
Alleine die Valora betreibt in Deutschland fast 3000 Verkaufsstellen (k kiosk, avec, Press & Books, cigo, ServiceStore DB, BackWerk, Ditsch, Brezelkönig, Caffè Spettacolo, Frittenwerk und SuperGuud). Die einzelnen Stores müssen quasi alles über den Valora-Zentraleinkauf beziehen. Und eine Dose Red Bull kostet da gerne mal 2,50€. Mal eben bei Aldi kaufen, wenn es dort billiger ist, erlauben die Verträge nicht.
Wenn der Kioskbetreiber auch so einen Exklusivvertrag unterschrieben hat, von Servietten über Würste bis zur Sonnencreme, dann bleibt eben in der Tat nur die Wahl zwischen “die Pizza kaufen, die es gibt” oder “keine Pizza mehr kaufen”.
Das ist dann halt ein dummes Geschäftsmodell und mindestens blauäugig, wer sich drauf einlässt.
Das ist oft schon Bestandteil des Pachtvertrages für die Immobilie. Ich finde diese Praxis auch kacke, aber wenn du gerne unbedingt einen Kiosk im Bahnhof Hintertupfingen eröffnen möchtest, hast du in vielen Fällen keine andere Wahl, als dieses Spiel mitzuspielen. Drei Straßen weiter ist dann halt kein Bahnhof mehr und die Laufkundschaft für einen Kiosk fehlt.
Meinetwegen können auch Städte, Gemeinden oder sonstige zuständigen Stellen gegen solche Vertragskonstrukte vorgehen und sie zerschlagen. Aber wenn du dich drauf einlässt, kannst du nicht über den Mindestlohn jammern, wenn du keinen Profit machen kannst weil die Kunden wegen der zu hohen Preise wegbleiben. Sorry not sorry.
Warum, glaubst du, gibt es diese Konstrukte? Eben genau, weil Städte und Gemeinden zum Füllen ihrer klammen Kassen die Rechte zum Betrieb dieser Einrichtungen damals verscherbelt haben. Jeder wusste doch, dass es so kommen würde. Ich wäre dafür, dass zurückzuholen, stelle mir das aber ohne Politikwechsel schwierig vor.
Das war aber nicht mein Thema und diese Diskussion um Pachtverträge und den ganzen Scheiß ist mir irgendwo egal. Wer sich auf so einen Mist einlässt, kann nicht dem Mindestlohn die Schuld für steigende Preise in die Schuhe schieben.
Dies. Ist genau das gleiche Problem wie mit Tank & Rast.
Schon, aber dann halt keinen Kiosk? Sollte die Stadt wohl was gegen machen dass so Halsabschneiderverträge nicht erlaubt sind.
Er verweist hier auf die von ihm kaum beeinflussbaren Kosten, Einkaufspreis und die Mindestvorgabe für Personal. Man kann ihm vorwerfen, dass er seinen beeinflussbar Anteil nicht aufzählt. Das erwähnen der Lohnanstiege ist jedoch korrekt. In seinem Gewerbe und wahrscheinlich auch seiner Zulieferkette, dürfte der Mindestlohn für einigen zu einer besseren und gerechteren Entlohnung geholfen haben. Ich kann seine Sichtweise verstehen.
Schuld? Eine Begründung ist keine Schuldzuweisung. Sofern der Verzehr von mitgebrachten Speisen, z.B. auf der Liegewiese o.ä., erlaubt ist gibt es, kein Problem bzw. Schuld. Es gibt nur ein Geschäftskonzept das eventuell nicht mehr aufgeht und angepasst oder aufgegeben werden muss. Preisanpassumgen sind eine von vielen Möglichkeiten. Falls der Betreiber des Kiosk aufgeben würde. Welches resultierende Einkommen, würden wir mindestens erwarten um dieses, unter gleichen Vertragsbedingungen, zu betreiben?