Ich halte persönlich ein SchülerVZ artiges Konstrukt welches vom Staat mit Fördermitteln unterstützt wird für eine bessere Lösung als ein Verbot. Was passiert, wenn Leute ohne Vorkenntnisse den Mediensumpf des Internets betreten, sehen wir an denen, die dies eben zu Anfang der Coronazeit (gleichzeitig Anfangszeit des KI Sturms) taten.
Einen stark und transparent moderierten Hafen zu erschaffen, indem Kids in ihrer eigenen Bubble das Internet hassen lernen, bevor sie auf die noch beschisseneren Ecken von Social-Media losgelassen werden, halte ich für einen guten Ansatz. Da sich das wirtschaftlich nie halten werden könnte, ist der Staat in meinen Augen auch in einer guten Position so etwas zu unterstützen.
Aber das würde Zeit kosten und Arbeit machen, 16 Jährige zukünftig ohne Seepferdchen ins Meer springen zu lassen ist bestimmt gesünder.
Immer wieder wenn ich so etwas lese bin ich froh doch noch parallel in Gopher, BBS Systemen und IRC unterwegs zu sein… irgendwann wird das wohl der letzte unter dem Radar fliegende Rest des freien Internets sein.
Was die “Digitale Wallet” angeht die eingeführt werden soll:
Ich hätte nie gedacht, dass die Macher von Shadowrun derart visionär waren:
Soso, das nennt man also “Datenschutz”, wenn eine Infrastruktur eingeführt werden soll, um Webseiten mit Ausweisdokumenten zu verknüpfen. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem der Staat automatisiert jedes Mal erfährt, wer gerade eine Webseite mit Altersbeschränkung besucht hat, und ich zweifle auch daran, dass die Webseitenbetreiber wirklich nur das erfahren werden, was für die Altersprüfung absolut notwendig ist (keine Klarnamen, keine Geburtsdaten, einfach nur die Information, ob Nutzer X vor Datum Y geboren wurde).
Die Alterskontrolle ermöglicht es dem Staat, beliebige Menschen von den Sozialen Medien auszuschliessen. Sobald Lemmy nur noch mit Alterskontrolle betrieben werden darf, bestimmt der Staat, wer hier seine Meinung äussern darf.
Die Sozialen Medien, und per Dateneinkauf der Staat, wissen fast immer, wer wer ist. Der Name ist egal, es reicht erst einmal, eine frische Werbe-ID zu vergeben. Mobiltelefone und Apps sind dann die Konstanten, um Menschen zu identifizieren.
Es geht also wahrscheinlich nicht ums Tracking der Benutzer, weil das schon geht.
Ich glaube nicht, dass der Staat aktuell jederzeit in Echtzeit erfährt, wer was macht in den sozialen Medien, insbesondere nicht bei Leuten, die bisher nicht besonders aufgefallen sind. Es macht einen Unterschied, ob man erst bei den Webseitenbetreibern nachfragen muss, oder ob die Daten in Echtzeit an staatliche Server geschickt werden.
Wir leben in einem Land, wo Polizisten Morddrohungen gegen Opferanwälte von Terrorismusopfern schicken können und der Abruf der Daten aus der Meldedatei kann nicht zurückgeführt werden weil “Klebezettel mit Passwort am Bildschirm hing”.
Ich denke schon, dass sie ein großes Interesse daran haben, dass mit einem Ausweis zu verknüpfen, weil damit “rechtssicher” wird, wen sie belangen können. Außer natürlich es sind Polizisten oder andere Nazis.
Wirklich ein Thema, in dem man zwiegespalten sein kann. Auf der einen Seite sehe ich, dass die Kids von irgendwelchen populären Plattformen gebrainwashed werden und sehe dringend Handlungsbedarf. Auf der anderen Seite möchte ich keine Ausweisdokumente irgendwo zentral/dezentral abspeichern.
Und solange die CDU an der Macht ist (und die SPD i.d.R. mit Bauchschmerzen alles abnickt), traue ich dem Braten ganz und gar nicht.
irgendwelchen populären Plattformen gebrainwashed werden
Hinweis: In einer liberalen Demokratie mit freier Meinungsäußerung darf selbstverständlich jede Art von Medien, ob digital oder nicht, versuchen, Menschen (egal welchen Alters) von bestimmten Ansichten zu überzeugen (“brainwashen”).
Eigentlich möchte ich auch eher darauf hinaus, dass es problematisch ist, mittels Algorithmen Kindern unterbreiten zu können, dass es eine gute Idee ist Geschirrspültabs zu essen, Lachgas zu inhalieren o.Ä…
Das ganze Verhalten von Menschen lässt sich aber sicherlich auch sehr gut in sehr schädlicher Weise manipulieren, besonders wenn es Kinder sind. Das müssen auch nicht zwingend nur “legitime” Ansichten sein, von denen man überzeugen will (sondern vielleicht auch höchst illegale).
Das könnte man auch durch Moderationspflichten für große Plattformen lösen, die dann zügig eine Strafe erhalten, wenn sie sowas nicht zügig aus dem Verkehr ziehen.
Gibt’s schon längst.
Werden sie durchgesetzt?
Durchaus. DMA und DSA verschärfen alles noch mal. Aber da sind teils sind die Strukturen noch im Aufbau, teils müssen Gerichte noch über die Auslegung entscheiden.
Ich würde empfehlen, deine Vorstellungen einem Reality-Check zu unterziehen. Was genau erwartest du? Aussagen, wie sie in der BILD-Zeitung stehen oder von manchem Politiker kommen, werden nicht wegmoderiert werden. Das muss klar sein.
Sorgen, dass der Staat das missbrauchen könnte, um aufzuzeichnen, was für Seiten du besuchst? Das ist Vorratsdatenspeicherung. Gab es lange Jahre in Deutschland und in manchen europäischen Ländern immer noch.
Umso mehr der Staat reguliert, was im Internet passiert, umso eher kannst du damit rechnen, dass das auch in Deutschland wieder kommt. Was erwartest du überhaupt vom Datenschutz, wenn Meinungsfreiheit und Fernmeldegeheimnis schon nicht mehr so wichtig sind?
Eigentlich möchte ich auch eher darauf hinaus, dass es problematisch ist, mittels Algorithmen Kindern unterbreiten zu können, dass es eine gute Idee ist Geschirrspültabs zu essen, Lachgas zu inhalieren o.Ä…
Darum geht es. Das sollte mit zügiger Moderation unterbunden werden, und entsprechend Strafen für die Platformen hageln, wenn sie sowas stehen lassen. Das hat mit Fragen von politischer Meinung nichts zu tun.
Wenn es um die Moderation von Inhalten geht, die unter die Meinungsfreiheit fallen, dann bin ich bei dir. Dabei unterscheidet sich Moderation erstmal grundlegend von Überwachung, weil sie auf den Inhalt ausgerichtet ist, nicht auf die Person dahinter. Wenn bestimmte Personen regelmäßig moderiert werden müssen, verschwimmt diese Linie ab einem gewissen Punkt natürlich.
Wäre theoretisch eine Lösung, aber praktisch sehe ich es nicht. Die großen Konzerne a la Meta werden sich mit Händen und Füßen gegen jede Strafe wehren und außerdem wird erst dann gehandelt wenn der Schaden bereits entstanden ist.
Denkbar wäre vielleicht ein einmaliger Nachweis der Volljährigkeit und danach erhält man einen anonymen Token, der sozusagen den Account darstellt. Müsste halt bulletproof sichergestellt werden, dass der Personenbezug im Nachhinein nicht mehr herstellbar ist. Schon etwas tricky.
Der Token ist für den Staat spätestens ab da deanonymisiert, wo du dich damit in einem Onlineshop identifizierst.
Vielleicht mit einem Mittelsmann, der die Authorisierung übernimmt, sodass die Plattformen niemals in Kontakt mit den Token kommen.
Auch nicht perfekt, ich weiß. Sind alles so Gedankenspiele…
Wenn man mit ein bisschen Zensur so viel erreichen kann, dann frage ich mich, warum es die DDR nicht mehr gibt.